Drei Fäden Analyse

Eine Analyse zum ersten der drei Stücke

Willkommen zu meiner Analyse meines Klarinetten Trios ‹Drei Fäden›, welches ich im freundlichen Auftrag von und für Trio Klarisono komponiert habe. 

Das Werk besteht aus drei kleineren Stücken. Meine ursprüngliche Idee war, dass jedes Stück für sich als eine kleine Komposition stehen könnte. Nach der Fertigstellung der Komposition sah ich dies allerdings anders und empfinde, dass die drei Stücke unbedingt zusammengehören.

Diese drei Stücke waren als eine Art ‹Studie› gedacht, bei der es mir hauptsächlich darum ging, eine Idee ausführlich, bewusst und petite auszuarbeiten. Diese Idee wollte ich in einem kürzeren zeitlichen Rahmen innerhalb des Stückes so entwickeln, dass eine musikalische Erzählung – eine Geschichte – geschaffen wird.

Ich habe drei kompositorische Prinzipien umgesetzt, die zum Kern meiner ‚Studie‘ geworden sind: die Linearität, die Mixtur und die Heterophonie.

‚Der erste Faden‘ geht von Takt 1 bis Takt 8. Er beginnt mit der folgenden Mixtur: eine große Sexte zwischen der B-Klarinette und dem Bassetthorn und eine kleine Septime zwischen dem Bassetthorn und der Bassklarinette (siehe Bild 1). Ab Takt 4 wird diese Mixtur verlassen und geht allmählich in eine klare Linearität über. Die B-Klarinette steigt quasi stufenweise insgesamt eine große Sekunde, also von a nach h. Das Bassetthorn steigt zwar deutlich mehr als die B-Klarinette, schafft aber trotzdem dies auch stufenweise. Gleichzeitig ist eine ähnliche Bewegung in der Bassklarinette zu finden.

Bild 1

Zwischen Takt 9 und Takt 16 ist eine progressive Linearität nochmal eindeutig vorhanden, jedoch befindet sie sich in einer absteigenden Bewegung. Im Verlauf dieser Passage beginnt die Bassklarinette von der Linearität etwas abzuweichen. Dies passiert mit größeren Intervallsprüngen, die mit tenuto-Strichen und staccato-Punkten hervorgehoben werden. Nichtdestotrotz, wenn man nur die jeweils ersten Töne der jeweiligen Gesten bzw. die anschließende Linie ab der Mitte in Takt 13 berücksichtigt, (siehe Bild 2) ist tatsächlich auch hier eine konsequente Linearität vorhanden. 

Bild 2

Zum Beginn des Takts 18 wird die zweite Mixtur erreicht: die große Sexte zwischen den oberen beiden Instrumenten bleibt gleich, weicht jedoch an drei Stellen zu einer kleinen Sexte aus, und die kleine Septime zwischen den unteren beiden Instrumenten wird zu einer großen None erweitert. (siehe Bild 3)

Bild 3

In dem ersten Stück arbeite ich bewusst mit ‚haupt-‘ (HE) und ‚komplementär musikalischen Elementen‘ (KE). Ein HE definiere ich als ein Element, das eher eine makrostrukturelle Funktion hat. Zum Beispiel (siehe Bild 4 und 5) bezeichne ich die pf impulsgebende Auftaktgeste (siehe Takt 2, 3), die eine musikalische Entfaltung verlangt, als ein solches Element. Dieses Element entwickelt sich in zweierlei Richtungen (siehe Bild 5); erstens zu einer triolischen monorhythmischen Führung (siehe Takt 6), die verlängert nochmal ab T.24 erscheint, zweitens zu einer Wechselfigur (siehe Takt 7 auf 8, B-Klarinette), die zu kleineren Umspielungsgesten wird (siehe beispielsweise Takt 11 des Bassetthorns). 

Bild 4
Bild 5

Ein KE ist in diesem Fall ein Element, das für den Moment, in dem es erscheint, klanglich prägend ist, was allerdings in Bezug auf das ganze Stück weniger eine strukturelle Rolle spielt. Ein Beispiel hiervon ist die erwähnte Passage in der Bassklarinette ab Takt 9 (siehe nochmal Bild 4). 

Zwischen Takt 20 und 23 kann man noch einmal gut sehen, wie die Wechselfigur, die vom HE abgeleitet ist, zu einer immer bedeutsameren Rolle des Stücks wird (siehe Bild 6). 

Bild 6

Die Passage von Takt 25 bis Takt 40 ist eine Art zweiter Teil des ersten Stücks, die selbst aus drei Abschnitten besteht (siehe Bild 7):

  • Jeder neue Abschnitt ist ein wenig länger als der vorherige. 
  • Diese drei Abschnitte sind deutlich voneinander durch Unisono-Mixtur-Stellen getrennt, die übrigens auf den Anfang des Stücks zurückgreifen.
  • Die B-Klarinette spielt eine Art solistisches ‚Gemurmel‘ während die beiden unteren Instrumente in Septimparallelen den harmonischen Hintergrund bilden.
  • Bei dem zweiten Abschnitt wird die parallel geführte Linie des Bassetthorns und der Bassklarinette leicht auseinandergezogen.  
  • Beim dritten Mal werden noch dazu Verzierungen hinzugefügt. 
Bild 7

Das erste Stück endet mit einer Unisono Mixtur aller drei Instrumente: eine große Sexte zwischen den beiden oberen Stimmen und eine große None zwischen den unteren. An den markierten Stellen (siehe Bild 8) wird die Mixtur leicht variiert. 

Bild 8

Vielen Dank!